Young Energy Forum

Die interaktive Energie-Veranstaltung bringt eine ausgewählte Gruppe von jungen Experten und Entscheidungsträgern aus Regierungen, Industrie und Wissenschaft zusammen.

Bis zu zwei Mal im Jahr findet das „Young Energy Forum“ statt. Die interaktive Energie-Veranstaltung bringt eine ausgewählte Gruppe von jungen Experten und Entscheidungsträgern aus Regierungen, Industrie und Wissenschaft zusammen. Das Forum richtet sich an ein junges Fachpublikum und wird von den YEPs entweder als Live-Session in Berlin oder als Online-Meeting veranstaltet.

Rückblick

Ist das Energieunternehmen der Zukunft verstaatlicht?

15. Februar 2023 / 12:00 – 13:30 Uhr / virtuell

Wird 2023 das Jahr der Staatswirtschaft im Energiesektor? Das Vertrauen in Marktkräfte wurde im Energie-Krisenjahr 2022 auf die Probe gestellt. Eine Welle der Verstaatlichung und Regulierung war die politische Antwort. Die Vergesellschaftung von Schlüssel-Energieunternehmen ist vollzogen, der staatliche Einfluss im Energiemarkt ist ausgedehnt. Marktpreise sind politisch gedeckelt und gedämpft, Übergewinne abgeschöpft, Gas-Speicherstände vorgegeben, LNG-Einkäufe über zentrale EU-Plattformen koordiniert. Zunehmend nehmen Staaten wieder geopolitische Aspekte der Energieversorgung ins Kalkül. Die Beteiligung chinesischer Akteure an kritischer Energieinfrastruktur wird vielfach kritisiert, ebenso die Konzentration der Lieferketten in den Händen weniger Unternehmen.

Im Young Energy Forum 2023 nahmen wir diesen neuen Trend in den Blick und fragen uns: was bringt die neue Staatswirtschaft? Ist es ein Modell für länger oder allenfalls ein temporärer Notfall-Modus? Mit Experten diskutieren wir das Für und Wider einer staatlich geprägten Energiewirtschaft und das optimale Maß in punkto staatlichem Markteingriff.

Eingangs fasste Andreas Schröder, ICIS & YEP, die Entwicklungen des Energiemarktes in Deutschland zusammen: Von einer stabilen, allerdings auch fossilen Versorgung mit wenigen Unternehmen und großen Gebietsanteilen hin zu einer zerteilten, liberalisierten Landschaft seit 1998. Das dritte Binnenmarktpaket der EU führte in den 2000er Jahren zur Entflechtung von Energieerzeugung und Netz, der zunehmende Erneuerbaren-Ausbau zur weiteren Neuordnung des Marktes, wie der Abspaltung von Geschäftsbereichen (Uniper, Innogy) und Konsolidierungen im Gasmarkt (Wintershall-DEA, Wingas). Seit der Gaskrise im vergangenen Jahr sehen wir eine zunehmende Verstaatlichung von Unternehmen wie Uniper, Sefe und nun auch Tennet.

Catania Krapp, Handelsblatt, ging nochmals detaillierter auf die Gaskrise und die staatlichen Eingriffe in 2022 ein. Die politischen Entscheidungen wurden als teils chaotisch wahrgenommen, jedoch auch als alternativlos (Lehman Effekt). Problematisch sei vor allem, dass die Kosten für die Rettung von Uniper nicht wie ursprünglich geplant auf alle Bürger umgelegt wurden, sondern auf den Schultern künftiger Generationen lasten wird. Die Zukunft von Uniper und Sefe sei ungewiss – möglicherweise könnten gesunde Geschäftsbereiche verkauft oder ein nationaler Wasserstoffakteur daraus gegründet werden.

Henning Herbst, Verbraucherzentrale, befürwortet den Wettbewerb im Energiesektor, sofern er zu günstigen Verbraucherpreisen führe, der Markt transparent sei und schwache Teilnehmer geschützt würden, insbesondere vor Marktturbulenzen und Insolvenzen. Daher seien auch die Preisbremsen in 2022 sinnvoll gewesen. Ein Zeichen, dass der Markt grundsätzlich gut funktioniere: Während 2011 40% der Stromverbraucher noch von ihrem Grundversorger beliefert wurden, waren es 2021 nur noch 24%.

Ein wichtiger Vorteil der Liberalisierung des Energiemarktes sei die stärkere Innovationskraft, so MdB Peter Blumenrath, CDU. Der liberalisierte Markt müsse aber von stabilen politischen Rahmenbedingungen gestaltet werden, der Geschäftsmodelle nicht immer wieder in Frage stellt. In der Krise und bei Marktverzerrungen müsse der Staat helfen. Kritisch sei zu bewerten, dass die Vorhaben des Bundes wie das LNG Terminal plötzlich schnell umzusetzen sind, während private Energieprojekte aufgrund der Rahmenbedingungen kaum realisiert werden können.

In 2022 sei die Politik mit zwei Dingen beschäftigt gewesen, so MdB Konrad Stockmeier, FDP: Die akute Krise zu bewältigen und die Klimapolitik strukturell aufzusetzen. Generell sei aber eine dauerhafte staatliche Beteiligung kritisch zu bewerten. Auch die Staatsbeteiligung an der TenneT, an der kein Weg dran vorbeiführe, sollte schnellstmöglich veräußert werden. Generell bestehe die Gefahr, dass sinnvolle strukturelle Entscheidungen in den Strudel der Parteipolitik geraten, Unternehmen agierten hingegen unpolitisch.

Guido Pasternack, Uniper, stellte fest, dass die Liberalisierung des Energiemarktes in Deutschland viel stärker ausgeprägt ist, als in anderen europäischen Ländern. In der Regel gäbe es in jedem Land ein EVU mit Staatsbeteiligung z.B. Vattenfall, EFD, ENEL, PGE, Fortum, Orsted, Statkraft usw. Diese Unternehmen fokussierten ihre Geschäfte zunehmend auf den heimischen Markt. Es gäbe einen zunehmenden Wunsch nach gewisser politischer Kontrolle im Energiebereich, diese Perspektive könne man in Deutschland an der zunehmenden Rekommunalisierung sehen.

In der Diskussion fokussierte u.a. darauf, ob die ambitionierten Klimaziele ausschließlich mit Staatsbeteiligung zu erreichen seien – und zu welchem Preis – oder, im Gegenteil, der Staat sich in dieser hoch komplexen Angelegenheit selbst überfordert. Es wurde betont, dass es wirksame marktliche Instrumente im Klimaschutz gäbe, wie die CO2 Steuer und dass Wirtschaft und Standort auch im Wettbewerb mit dem Ausland stehen. Ausländische Beteiligung an heimischer kritischer Infrastruktur sollte immer geprüft werden, sei aber per se nicht schlecht

Themen vergangener Young Energy Foren waren u.a. der Erneuerbaren-Ausbau weltweit, Deutsche Energiepolitik, H2-Hochlauf, Perspektiven für CCS, sowie eine Energy Transition FuckUp Night.

Für Fragen steht die Projektleiterin Irina Stamo zur Verfügung unter stamo@weltenergierat.de.