22/09/2020 Weltenergierat: Aufbruch ins globale Wasserstoffzeitalter hat
begonnen

Neue Studie zu Wasserstoffstrategien im internationalen Vergleich veröffentlicht

• Es kommt Bewegung in den internationalen Wasserstoffmarkt: 2020 ist das Jahr der H2-Strategien
• Nationalen Plänen zum Aufbau eines Wasserstoffmarktes fehlen häufig belastbare Instrumente zur Umsetzung
• Weltenergierat fordert mehr Kooperation auf internationaler Ebene bei Zertifizierung und Infrastrukturaufbau

Das Thema Wasserstoff erhält international eine neue politische Priorität. Weltweit haben mittlerweile bereits 20 Staaten eigene Wasserstoffstrategien veröffentlicht oder planen, sie in den kommenden Monaten abzuschließen. Mehr als 30 weitere Länder unterstützen Pilot- und Demonstrationsprojekte oder diskutieren ausgewählte politische Schritte zur Wasserstoffnutzung. „Das Jahr 2020 gibt dem Thema Wasserstoff nicht nur in Deutschland, sondern international Auftrieb durch viele neue Regierungsstrategien. Bis 2030 werden in der EU voraussichtlich 40 Milliarden Euro in Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff investiert.“ Dies erklärt Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland, anlässlich der Vorstellung der Studie „International Hydrogen Strategies“. Die Analyse vergleicht die Wasserstoffstrategien von 16 Staaten sowie von der Europäischen Union, um daraus Empfehlungen für einen globalen Wasserstoffmarkt abzuleiten.  

Die Ergebnisse zeigen: Die nationalen H2-Strategien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Schwerpunkte, Maßnahmen und im Ambitionsniveau. Die Motivation für eine eigene Wasserstoffstrategie ist häufig jedoch ähnlich. Im Fokus stehen sowohl die Reduktion der nationalen Treibhausgasemissionen, die verstärkte Integration erneuerbarer Energien als auch eine Diversifizierung von Energiequellen. Viele Länder betonen zudem die Chancen für wirtschaftliches Wachstum, etwa durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, technologische Entwicklungen und zusätzliche Einnahmen durch Wasserstoff- und Technologieexporte. Große Industrienationen erhoffen sich vom Aufbau einer inländischen Wasserstoffwirtschaft eine Technologieführerschaft im globalen Wettbewerb.

Die Weltenergieratsstudie deckt auf, dass sich jedoch der Großteil der untersuchten Wasserstoffinitiativen noch stark auf eine Formulierung von Zielen und weniger auf konkrete Pläne für deren Umsetzung beschränkt. „Die derzeit beschriebenen Maßnahmen werden in vielen Fällen noch nicht ausreichen, das geplante Wachstum anzustoßen“ so Carsten Rolle. „Um klimafreundlichen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen, braucht es planungssichere Instrumente, die vor allem die Betriebskosten verlässlich absenken. Eine solche stärkere und längerfristige OPEX-Förderung wird gerade in der EU auch Änderungen des Beihilferahmens notwendig machen.“ Auf internationaler Ebene brauche es zügig ein globales Zertifizierungssystem für grünen bzw. CO2-armen Wasserstoff.

Den globalen Wasserstoffbedarf für das Jahr 2050 schätzt die Studie auf bis zu 9.000 TWh – oder 270 Millionen Tonnen – jährlich. Das entspräche in etwa der Hälfte der Primärenergie, die die EU28 derzeit insgesamt im Jahr verbraucht. Staaten mit hohem Energieverbrauch, wie Deutschland, Japan und Südkorea, werden ihren Bedarf voraussichtlich zum Großteil durch Importe decken. Hierfür ist der Aufbau von Transportinfrastrukturen unabdingbar. „Wasserstoff bietet große Chancen für Kooperationen und Handelsbeziehungen entlang neuer Wertschöpfungsketten. Denn die hohen erforderlichen Investitionen werden in den Exportländern nicht von allein getätigt, sondern nur in internationalen Partnerschaften realisiert werden“, erklärt Rolle weiter.

Die Studie, welche die Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH im Auftrag des Weltenergierat-Deutschland und mit der Unterstützung von 21 Mitgliedsunternehmen und Partnern erstellt hat, ist online abrufbar unter: www.weltenergierat.de/international-hydrogen-strategies/  

Ansprechpartnerin:  Maira Kusch / T: (+49) 30 2028 1626 / E: kusch@weltenergierat.de