Energie in der Europäischen Union: Zahlen und Fakten

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Trotz der Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine wuchs das Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union (EU) im Jahr 2022 um 3,5 % (um saisonale und Kalendereffekte bereinigt). Somit war das Wachstum zwar geringer als im Vorjahr, übertraf jedoch die allgemeinen Erwartungen, angetrieben durch eine gute Konsumstimmung nach den Lockerungen der COVID-19-Maßnahmen.

Stromverbrauch sinkt

Der Stromsektor der EU wurde im Jahr 2022 zusätzlich zu den Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs durch zwei weitere Krisen auf eine extreme Belastungsprobe gestellt. Im Frühjahr und Sommer waren weite Teile des europäischen Kontinents von einer außergewöhnlichen Dürre betroffen. Zusätzlich fiel eine große Anzahl von französischen Atomkraftwerken wegen geplanter Revisionen, Korrosionsschäden und Kühlwassermangel aus. Zusammengenommen belief sich der Erzeugungsausfall von Kern- und Wasserkraft im Vergleich zum Vorjahr auf 172 Terawattstunden (TWh). Ausgeglichen wurde diese Stromlücke u.a. durch eine geringere Nachfrage. Der Gesamtstromverbrauch der EU lag im Jahr 2022 um 2,7 % (–79 TWh) unter der Vorjahresnachfrage (2.888 TWh).

Stromproduktion aus Erneuerbaren erstmals größer als aus Erdgas

Die Gesamtstromproduktion in der EU im Jahr 2022 belief sich auf 2.795 TWh. Mit 1.616 TWh entfiel mehr als die Hälfte (58 %) der Stromerzeugung auf die vier Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstromerzeugung lag bei 38,6 % (2021: 37,3 %). Zum ersten Mal lag der Anteil von Wind- und Solarstrom an der Gesamterzeugung in der EU mit 22,3 % über jenem der Erdgasverstromung (19,9 %).

Im Gegensatz zu den Erneuerbaren war die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern in der EU rückläufig. Zusammengenommen produzierten fossile Erzeugungstechnologien 1.716 TWh Strom (61,4 % der Gesamterzeugung). Das entsprach einer Reduktion von 85 TWh im Vergleich zum Jahr 2021. Mit 613 TWh erreichte die Kernenergie ihren niedrigsten Anteil seit 40 Jahren. Trotz allem blieb sie mit 22 % der Stromerzeugung die bedeutendste Erzeugungstechnologie im Strommix der EU im Jahr 2022. Mit Hilfe von Kohlekraftwerken wurde im Jahr 2022 mehr Strom erzeugt als im Vorjahr – das ausschlaggebendste Ventil zum Ausgleich der Stromlücke. Die Produktionsmenge belief sich auf 447 TWh (16 % der Gesamterzeugung), was einem Anstieg von 6,7 % im Vergleich zu 2021 entspricht. Infolgedessen verzeichneten die CO2-Emissionen des Stromsektors im zweiten Jahr in Folge einen Anstieg.

Entwicklung der Strompreise

Der Umstand, dass Russland die Ausfuhren von Gas nach Europa sukzessive drosselte und sie ab dem Sommer dann vollständig stoppte, führte nicht nur an den Gasmärkten zu nie dagewesenen Preisanstiegen. Aufgrund des ökonomischen Prinzips der Merit Order übertrugen sich die hohen Gaspreise auf den Strommarkt und führten auch dort zu nie dagewesenen Preisausschlägen auf zwischenzeitlich über 500 €/MWh in vielen Mitgliedstaaten. 2022 lag das Strompreisniveau daher sieben Mal höher als 2020 und doppelt so hoch wie 2021.

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Energie in der Europäischen Union 2023