Energie in der Welt: Zahlen und Fakten

Wirtschaftswachstum & Primärenergieverbrauch

Die wirtschaftliche Erholung nach dem De-Facto-Ende der COVID-19-Pandemie fiel 2022 geringer als im Vorjahr aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der G20-Staaten wuchs 2022 weiter, allerdings nur um 2,5 % (im Vergleich zu 6 % im Jahr 2021). China verzeichnete vor dem Hintergrund einer Null-COVID-Politik und einer schleppenden Auslandsnachfrage mit 3 % z. B. eine der niedrigsten BIP-Wachstumsraten seit Jahrzehnten.

Der Gesamtenergieverbrauch der G20-Länder wuchs mit 2 % ebenfalls in einem langsameren Tempo (+5 % in 2021). Kohle blieb mit einem Anteil vom 32 % am G20-Energiemix die am meisten genutzte Energiequelle, gefolgt von Öl mit 28 % und Gas mit 21 %. In China sowie Nord- und Südamerika (USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Argentinien) stieg der Energieverbrauch. In der Europäischen Union (EU), im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, Russland, Südafrika und Japan war er hingegen rückläufig.

Weiterhin steigender Kohleverbrauch

Der Kohleverbrauch in den G20-Ländern stieg mit einem Plus von 6 % auch 2022 stetig an (nach +8 % im Jahr 2021). In vielen Ländern trugen die steigenden Gaspreise zum Anstieg der Kohlenachfrage bei, darunter in der EU mit einem Anstieg von 4 % und in Italien sogar von 48 %. In China stieg der Verbrauch trotz einer Verlangsamung der Industrietätigkeit und der Stromnachfrage erneut um 9 % an. Nachfragerückgänge wurden dagegen u. a. in Südafrika (-6 %) und den USA (-5 %) beobachtet.

Erdgasverbrauch erstmals seit 7 Jahren rückläufig; Ölverbrauch steigt leicht

Der Erdgasverbrauch sank in den G20-Ländern im Jahr 2022 um 1,5 % und war somit zum ersten Mal seit 2014 rückgängig. Dies geschah insbesondere vor dem Hintergrund einer geringeren Gasnachfrage in der EU, in Russland, Brasilien und China. In der EU sank die Nutzung um 13 %, davon um 15 % in Deutschland. In China war sie zum ersten Mal seit 30 Jahren rückläufig, was auf die geringere Industrietätigkeit und die Null-COVID-Politik zurückzuführen ist.         

Im Jahr 2022 stieg der Ölverbrauch der G20-Staaten lediglich um 2 %, da die Nutzung in den USA und der EU stagnierte und in China nur um knapp 1 % zunahm. Dies ist auf die globalen Rohölpreise zurückzuführen, die 2022 durch geopolitische Spannungen und niedrige globale Rohölvorräte auf Rekordhöhen stiegen, sowie auf die weltweite Konjunkturabschwächung. U. a. in Indien (+10 %), Indonesien (+11 %) und Mexiko (+13 %) wurden starke Anstiege verzeichnet. Der Ölverbrauch blieb aber in den meisten G20-Ländern unter dem Niveau von 2021.

Elektrizität

Auch der Stromverbrauch der G20-Staaten wies mit +2 % 2022 einen geringeren Anstieg als im Vorjahr auf (+6 %). In China, welches den größten Anstieg des Stromverbrauchs der G20 im Jahr 2022 ausmachte, wuchs er langsamer als in den vorherigen Jahren. Das Land blieb trotzdem weiterhin weltweit führend beim Ausbau von erneuerbaren Energien. In Europa führten die hohen Gaspreise zu einem erheblichen Rückgang des Stromverbrauchs in der Industrie.   

Fossile Brennstoffe dominierten im Jahr 2022 mit einem Anteil von über 60 % weiterhin den Strommix. Dieser Anteil ist allerdings seit 2010 (69 %) rückläufig. Die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie stieg auch im Jahr 2022 um 13 % bzw. 17 % an, sodass ihr Anteil am G20-Strommix 22 % erreichte. Die Stromproduktion aus Kernenergie ist seit 2010 stabil geblieben, hat ihren Anteil allerdings von 14 % im Jahr 2010 auf 10 % im Jahr 2022 verringert. Der Anteil von Wasserkraft an der Gesamtstromerzeugung ist im Jahr 2022 leicht zurückgegangen.

Rekordpreise bei Erdgas, Kohle, und Erdöl

Die internationalen Kohlepreise erreichten 2022 Rekordhöhen, ausgelöst durch ein Kohleexportverbot in Indonesien, Russlands Einmarsch in die Ukraine und dem EU-Importverbot für russische Kohle sowie von Überschwemmungen, welche die australische Kohleproduktion beeinträchtigten. Ähnliche Entwicklungen gab es im Gasbereich. Nach bereits stark angestiegenen Preisen für Erdgas im Vorjahr verstärkte sich der Trend 2022 durch den Russland-Ukraine-Konflikt im ersten Quartal in Europa erneut und erreichte im August durch Kürzung der russischen Pipeline-Gaslieferungen neue Höhen. Ab September 2022 führten LNG-Importe, Lagerbestände, milde Temperaturen und Gasverbrauch-Sparmaßnahmen allerdings wieder zu einem deutlichen Preisrückgang.

Auch die globalen Erdölpreise erreichten 2022 Rekordniveaus. Infolge einer Erholung der Weltwirtschaft von der COVID-19-Pandemie waren die Ölpreise bereits seit Mitte 2021 stetig gestiegen. Geopolitische Spannungen im Zusammenhang des Russland-Ukraine-Kriegs und niedrige globale Rohölvorräte ließen die Preise weiter rasant steigen.

Emissionen steigen langsamer an

Die energiebedingten CO2-Emissionen stiegen 2022 weiter um 2 % an und unterboten somit den Anstieg im Vorjahr um 5 %. Der flachere Anstieg ist auf den verlagsamten Ausbau der fossilen Stromerzeugung zurückzuführen, trotz der Umstellung von Erdgas auf Kohle in vielen Ländern. In China stiegen die Emissionen lediglich um 1 %, in Indien allerdings um 9 % und Mexiko sogar um 13 %. In anderen G20-Staaten, wie Deutschland (-2 %), Südkorea (-3 %), Frankreich (-4 %) und Brasilien (-6 %), gingen sie dagegen zurück.

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