Importabhängigkeit der Europäischen Union von fossilen Energierohstoffen

Da die fossile Energieförderung der EU den Eigenbedarf nicht decken kann, ist sie in erheblichem Umfang auf den Import aus Drittstaaten angewiesen. Dies hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer nahezu stetig gestiegenen Energieabhängigkeit geführt.

Die EU musste 2020 58 % der benötigten Energie importieren – ein Anstieg um mehr als 7 % gegenüber dem Jahr 1990. Bei Erdöl und Mineralölprodukten betrug die Importabhängigkeit 97 %, beim Erdgas knapp 84 % und bei Kohle 36 %. Durch die weitgehende Einstellung bzw. erhebliche Reduktion der eigenen Produktion, insbesondere der Steinkohlenförderung, in vielen Ländern Europas kam es zu einer Verdopplung der Importabhängigkeit gegenüber 1990. Die dennoch vergleichsweise geringe Abhängigkeit bei Kohle resultiert aus der noch immer beachtlichen Förderung von Braunkohle.

Erdöl

Die drei wichtigsten Rohöllieferländer 2020 waren Russland (26 %), Norwegen (9 %) und Kasachstan (8 %). Einziger Nettoerdölexporteur in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen Mineralölverbrauchern im zentralen und westlichen Teil der EU ist Norwegen.

Erdgas

Ähnlich wie beim Erdöl, ergibt sich bei Erdgas eine beinahe vollständige Importabhängigkeit der meisten EU-Mitgliedstaaten. Lediglich Rumänien bildet eine Ausnahme mit einer Importabhängigkeit von nur 17 %. In den letzten Jahrzehnten waren die Niederlande der größte Erdgasproduzent und Nettoexporteur der EU. Das Land trug zu einem erheblichen Teil zur Versorgung seiner Nachbarstaaten mit Erdgas bei. Die wichtigsten Lieferanten für Erdgas waren 2020 Russland (39 %), Norwegen (19 %) und Algerien (7 %).

Kohle

Im Gegensatz zu Erdöl und Erdgas setzte bei Stein- und Braunkohle seit 1990 ein beinahe stetiger Verbrauchsrückgang ein. Dies ist auf den Umstieg auf andere Energieträger, wie Erdgas und erneuerbare Energien, zurückzuführen, allerdings auch auf einen Strukturwandel in den ehemaligen Ostblockstaaten. Insbesondere die Nutzung von Braunkohle spielt bei der Erzeugung von Elektrizität eine bedeutende Rolle. Der relativ hohe Grad der Eigenversorgung mit Kohle basiert vorrangig auf der umfangreichen Nutzung der selbstgeförderten Braunkohle. Eingeführt werden in die EU ausschließlich Steinkohlen für die Verstromung und die Herstellung von Koks. Die wichtigsten Lieferanten von Kohle waren 2020 Russland (46 %), die USA (14 %) und Australien (12 %).

Fazit

Fossile Energierohstoffe dominieren nach wie vor den Primärenergieverbrauch der EU. Über eine herausragende Stellung bei der Versorgung der EU mit fossilen Energieträgern verfügte bisher Russland, das als mit großem Abstand wichtigstes Lieferland 2020 bei Erdöl und Mineralölprodukten einen Anteil von 26 %, bei Erdgas von 39 % und bei Kohle von 46 % hatte. Um die EU-Importabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, wird es nötig sein, deren Verbrauch zu senken. Dies kann durch Einsparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen geschehen, die durch Substitution von fossilen Energieträgern durch Erneuerbare flankiert werden müssen.


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