Der deutsche Energiemarkt im Umbruch – Eine Bestandsaufnahme

Webinar und Studie

Die jüngsten geopolitischen Krisen und Konflikte haben das deutsche Energiesystem 2022 deutlich verändert. „Die außenwirtschaftliche Energierechnung Deutschlands (Einfuhren abzüglich Ausfuhren gerechnet) hat sich 2022 auf 136 Milliarden € erhöht und damit gegenüber 2021 verdoppelt“, erklärte Prof. Dr. Hans-Wilhelm Schiffer, Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen und Vorsitzender der Redaktionsgruppe „Energie für Deutschland“ des Weltenergierat – Deutschland, im Rahmen des Webinars „Der deutsche Energiemarkt im Umbruch – Eine Bestandsaufnahme“ am 19.04.2023. „Mehr als jemals zuvor war Deutschland im vergangenen Jahr durch den Bezug von Öl, Erdgas und Kohle aus dem Ausland finanziell belastet.“

 „Um die nationale Zielvorgabe der Treibhausgas-Minderung von 65 Prozent bis 2030 gegenüber dem Stand des Jahres 1990 zu erreichen, müssen die Treibhausgas-Emissionen innerhalb der bevorstehenden acht Jahre um weitere 308 Millionen Tonnen reduziert werden. Das ist mehr, als mit der Senkung von 294 Millionen Tonnen seit dem Jahr 2000, also innerhalb der vergangenen 22 Jahre realisiert worden ist.“ Vor diesem Hintergrund ist, so Schiffer weiter, „eine Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien unverzichtbar. Gleichzeitig müssen aber auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit ein starker Zubau wasserstofffähiger Gaskraftwerke erfolgt – als unverzichtbare Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Sicherheit der Versorgung.“

Doch welche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Erfahrungen der letzten Monate für den Winter 2023 ziehen? Auf diese Frage ging Dennis Volk, Leiter des Referats Krisenvorsorge, Resilienz, Cybersicherheit bei der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen ein: „Deutschland hat seine Position als Gas-Drehscheibe Europas erstmal verloren und wird sich zunehmend auf dem globalen LNG-Markt bedienen müssen. Preisaufschläge werden auch im Stromsektor zu spüren sein, und im kommenden Winter brauchen wir nochmal alle Anstrengungen, um Knappheiten zu vermeiden. Gleichzeitig gilt es jetzt für die langfristige Versorgung die Weichen zu stellen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.“

Dr. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland, moderierte das Webinar.

Hintergrund: Der Beitrag von Prof. Dr. Schiffer basierte auf dem Artikel „Zahlen und Fakten“ im Deutschland-Kapitel der Publikation „Energie für Deutschland 2023“. Die diesjährige Ausgabe der „Energie für Deutschland“ erscheint im Juni mit dem Schwerpunktthema: Neuausrichtung der Gas- und Wasserstoffinfrastruktur in Nordwesteuropa. Den Beitrag „Zahlen & Fakten“ aus der Energie für Deutschland 2023 können Sie vorab bereits hier herunterladen.

Die Präsentation von Prof. Dr. Schiffer finden Sie hier.

Die Folien zum Vortrag von Herrn Volk sind unter diesem Link aufrufbar.