20/05/2021 Trotz mehr erneuerbarer Energien und Corona-Lockdown: Erreichung Pariser Klimaziele noch nicht in Sicht

• Weltenergierat veröffentlicht Vergleich von Szenarien und Prognosen zur Energieversorgung
• Deutliche Trends erkennbar: Das Wachstum an erneuerbaren Energien hält an, während der Einsatz fossiler Energieträger tendenziell zurückgeht
• Das 2°-Klimaziel wird in keinem plausiblen Szenario erreicht
• Mehr internationale Zusammenarbeit nötig

Ein knappes halbes Jahr vor der nächsten Klimakonferenz in Glasgow veröffentlicht der Weltenergierat – Deutschland seine vergleichende Analyse zahlreicher Szenarien und Prognosen unterschiedlicher Unterneh-men und Organisationen. Dazu gehören internationale Organisationen, wie die Internationale Energieagentur, die International Renewable Energy Agency und der World Energy Council, Beratungsunternehmen, wie DNV, BloombergNEF und McKinsey & Company sowie Energiekonzerne, wie BP und Equinor.

So unterschiedlich die Annahmen und Methoden der verschiedenen Szenarien und Prognosen auch sind, so klar sind die Trends, die sich daraus ableiten lassen: In allen Szenarien zeichnet sich eine Transformation vom fossilen Zeitalter in künftig von erneuerbaren Energien geprägte Versorgungsstrukturen ab. Für Öl und Erdgas wird der Höhepunkt der weltweiten Nachfrage innerhalb der nächsten ein bzw. zwei Jahrzehnte erreicht werden. Bei Kohle könnte der sogenannte „Peak Demand“ bereits 2013/2014 eingetreten sein. Der Beitrag der Kernenergie dürfte in etwa auf dem gegenwärtigen Niveau stabil bleiben.

Eine deutlich gesteigerte Elektrifizierung in praktisch allen Verbrauchssektoren ist von essenzieller Bedeu-tung für die angestrebte Dekarbonisierung der Energieversorgung. Öl und Erdgas können langfristig zu Teilen durch Wasserstoff und synthetische Brennstoffe ersetzt werden. Dies gilt insbesondere für spezielle Anwendungsbereiche in der Industrie und wichtige Segmente des Transportsektors. Trotzdem werden voraussichtlich auch künftig weltweit Öl, Erdgas und Kohle noch in erheblichem Umfang genutzt werden. „Um die anspruchsvollen Klimaziele erreichen zu können dürfen wir bei den Klimatechnologien nicht wählerisch sein, sondern müssen den Einsatz vieler Technologien beschleunigen sowie die Marktreife neuer Technologien erreichen“, so Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland. Dies brauche einen breiten Mix an Anreizen und Finanzierungsinstrumenten. „Das braucht aber genauso auch eine enorme Beschleunigung von Genehmigungsprozessen und das politische Einfordern von Akzeptanz für diese neuen Technologien. Hierzu zählt auch die großtechnische Entwicklung der Abscheidung und Nutzung bzw. Speicherung von CO2 für einzelne Bereiche wie etwa Baustoffe und langfristig auch der Einsatz als Negativemissionstechnologie.“ Eine beschleunigte Verbesserung der Energieeffizienz bleibe in allen Verbrauchssektoren ein wirkungsvoller Hebel zur Senkung der Treibhausgasemissionen, reiche aber an vielen Stellen nicht aus.

Die COVID-19-Pandemie hat die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession gestürzt und die Nachfrage nach Energie gebremst. Hierdurch kam es auch zu einem Einbruch in den weltweiten CO2-Emissionen, der allerdings nicht von Dauer sein wird. Jüngste Zahlen legen den Schluss nahe, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis Mitte der 2020er Jahre zunächst in etwa wieder auf das Niveau des Jahres 2019 ansteigen werden und erst danach mit einer echten Wende gerechnet werden kann. „Nachhaltig ausgerichtete Konjunkturpakete zur Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sowie eine internationale Kooperation zur Einführung von CO2-Preisen sollten ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele sein. Ohne mehr internationale Zusammenarbeit droht der Bau neuer Kohlekraftwerkskapazitäten in Asien viele klimapolitische Erfolge in Europa über lange Zeit sonst auszuhebeln“, so Rolle weiter.

Hier finden Sie die Veröffentlichung: https://www.weltenergierat.de/szenarien-im-vergleich/