International
Hydrogen Strategies

Weltweit haben rund 20 Staaten eigene Wasserstoffstrategien veröffentlicht. Unsere Analyse vergleicht diese und leitet Empfehlungen ab.

Download der Studie

Viele Staaten der Welt haben mittlerweile nationale Wasserstoffstrategien veröffentlicht oder gedenken, dies bald zu tun. Allerdings unterscheiden sich diese Strategien in Konkretisierungsgrad, Schwerpunkten, Zielen, Maßnahmen und Ambitionsniveau. Die Analyse vergleicht die Wasserstoffstrategien von 16 Staaten sowie von der Europäischen Union, um daraus Empfehlungen für einen globalen Wasserstoffmarkt abzuleiten.

Wasserstoff (H2) kann in einem künftigen Energiesystem, das auf erneuerbaren Energien basiert, eine bedeutende Rolle spielen. Als wichtiges Bindeglied ermöglicht er die Nutzung intermittierend erzeugter erneuerbarer Wind- und Solarenergie durch Energieverbraucher, die gegenwärtig chemische Energieträger in großen Mengen nutzen, um sie in Strom oder Wärme umzuwandeln. Um die Anwendung relevanter Wasserstoffmengen, einschließlich deren Herstellung, Transport, Verteilung und Verwendung, voranzubringen und wirtschaftlich zu machen, bedarf es jedoch einer öffentlichen Unterstützung sowie eines geeigneten politischen und regulatorischen Umfelds. Vor diesem Hintergrund diskutieren die großen Wirtschaftsnationen der Welt derzeit mögliche Handlungsoptionen, bereiten entsprechende Maßnahmen vor und beschließen zielgerichtete Wasserstoffstrategien. Als Weltenergierat haben wir in unserer Studie „International Hydrogen Strategies“ diese Entwicklungen tiefergehend analysiert.

Boom der H2-Strategien

Die Studie aus 2020 kam zu dem Schluss, dass über 20 Länder weltweit bereits eine eigene Wasserstoffstrategie angekündigt hatten oder dies für die nahe Zukunft planten.

Die große Mehrheit der Regierungsstrategien wurde seit April 2020 veröffentlicht. Ausschließlich Japan, Frankreich, Südkorea und Australien hatten ihre nationalen H2-Papiere bereits früher vorgelegt.

Seither ist die Anzahl der Länder, die H2-Strategien veröffentlicht oder deren Veröffentlichung angekündigt haben, stark gestiegen. 2020 und 2021 wurden ab dem zweiten Quartal jeden Monat von ein oder zwei Regierungen Pläne für die Produktion und Nutzung von Wasserstoff vorgestellt. 2022 nahm die Anzahl der Veröffentlichungen im Vergleich zu beiden Vorjahren leicht ab, ist aber in diesem Jahr bereits auf dem Stand von 2021 angekommen.

Mittlerweile existieren 41 Strategiedokumente sowie vier Revisionen oder Fortschreibungen auf Regierungsebene. Es wird erwartet, dass Länder, die über 80% des globalen BIP repräsentieren, bis 2025 eine eigene Wasserstoffstrategie haben werden.

Hier finden Sie die deutschsprachige Zusammenfassung.

Wasserstoff: Wesentliches Element eines dekarbonisierten Energiesystems

Die Ergebnisse zeigen: Die nationalen Wasserstoffstrategien unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Schwerpunkte und Maßnahmen. Die Motivation für eine eigene Wasserstoffstrategie ist häufig jedoch ähnlich. Im Fokus stehen sowohl die Reduktion der nationalen Treibhausgasemissionen, die verstärkte Integration erneuerbarer Energien als auch eine Diversifizierung von Energiequellen. Viele Länder betonen zudem die Chancen für wirtschaftliches Wachstum, etwa durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, technologische Entwicklungen und zusätzliche Einnahmen durch Wasserstoff- und Technologieexporte. Große Industrienationen erhoffen sich vom Aufbau einer inländischen Wasserstoffwirtschaft eine Technologieführerschaft im globalen Wettbewerb.

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National hydrogen strategy available

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Die Studie analysiert staatliche Instrumente für den Wasserstoffeinsatz in 16 Staaten (Großbritannien, Japan, Südkorea, Australien, Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien, China, Ukraine, Deutschland, Schweiz, Marokko, Kalifornien, Russland und Norwegen) sowie in der Europäischen Union (EU). Ein Schwerpunkt der Untersuchungen liegt auf den jeweiligen nationalen Zielen, den adressierten Sektoren und den notwendigen Infrastrukturen. Darüber hinaus werden auch die aktuellen Unterstützungsmaßnahmen, die Anforderungen, die an den Wasserstoff gestellt werden, sowie die bisherigen Erfolge bei der Umsetzung betrachtet.

Globales Wasserstoffpotenzial von bis zu 9.000 TWh im Jahr 2050

Nicht alle Länder quantifizieren in ihren Strategien den zu erwartenden nationalen H2-Bedarf. In den Ländern, die dies tun, liegt der Bedarf – bezogen auf ihre Wirtschaftsleistung – jedoch bei allen in einer ähnlichen Größenordnung. Extrapoliert man den für 2050 in den nationalen Strategien erwarteten oberen H2-Bedarf weltweit, ergibt sich ein Nachfragepotenzial von bis zu 9.000 TWh oder rund 270 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Dies entspricht der Menge an Primärenergie, die derzeit weltweit durch erneuerbare Energien bereitgestellt wird.

Viele Staaten werden ihren Bedarf an Wasserstoff durch die eigenen H2-Kapazitäten jedoch nicht decken können, etwa aufgrund begrenzter EE-Potenziale. Deutschland, Japan und Südkorea rechnen etwa damit, künftig große Mengen an Wasserstoff importieren zu müssen. Voraussetzung hierfür ist der Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten und der damit verbundenen Transportinfrastruktur. Die hohen Investitionen hierfür werden in den Exportländern in der Regel nicht von allein getätigt, sondern in internationalen Partnerschaften realisiert werden.

H2-Partnerschaften global

Viele Staaten werden ihren Bedarf an Wasserstoff durch die eigenen H2-Kapazitäten jedoch nicht decken können, etwa aufgrund begrenzter EE-Potenziale. Deutschland, Japan und Südkorea rechnen etwa damit, künftig große Mengen an Wasserstoff importieren zu müssen. Voraussetzung hierfür ist der Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten und der damit verbundenen Transportinfrastruktur. Die hohen Investitionen hierfür werden in den Exportländern in der Regel nicht von allein getätigt, sondern in internationalen Partnerschaften realisiert werden.

Der Aufbau von internationalen H2-Beziehungen erfolgt derzeit vor allem auf Basis bi- und trilateraler Abkommen zwischen potenziellen Export- und Importländern. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl an H2-Partnerschaften künftig weiter rasant steigen wird. Unsere Karte, die aus der Studie hervorgegangen ist, wird deshalb fortlaufend aktualisiert.

Politische Maßnahmen noch unzureichend

Ein wichtiges Ergebnis unserer H2-Analyse ist, dass die meisten Strategien sich bislang eher auf Ziele als auf politische Instrumente für die Umsetzung komzentrieren. Viele der bestehenden Strategien fokussieren sich auf F&E-orientierte Maßnahmen, die zwar nach wie vor relevant, aber weniger wichtig sind, als die Förderung der Kommerzialisierung. In den meisten Fällen hinkt die Politikentwicklung den strategischen Ambitionen hinterher. Neue politische Maßnahmen zur Erreichung der Ziele sind gerade erst im Entstehen begriffen.

Eine zuverlässige und für alle Marktteilnehmer zugängliche Infrastruktur ist notwendige Voraussetzung für die Anwendung außerhalb der Großindustrie und muss der Marktentwicklung vorausgehen. Dies gilt in ähnlicher Weise für H2-Pipelines, wo die bestehende Infrastruktur für die Gasbeförderung und -verteilung auf den Transport von reinem Wasserstoff umgestellt werden kann, sowie für Tankstellen. Eine umfassende Infrastrukturentwicklung erfordert eine öffentliche Finanzierung, eine zentrale Koordination von Planung und Harmonisierung sowie ein geeignetes regulatorisches Umfeld.

Webinar zur Veröffentlichung

Am 22.09.2020 stellte der Weltenergierat – Deutschland den über 100 Teilnehmern eines virtuellen Webinars seine neue Studie „International Hydrogen Strategies“ vor. Den Kern der Veranstaltung bildete die Präsentation der Studienergebnisse durch den Geschäftsführer Dr. Carsten Rolle sowie Dr. Uwe Albrecht von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST), welche die Analyse im Auftrag des Weltenergierats erstellt hat. Im Rahmen des Webinars wurde deutlich, dass in den vergangenen Monaten viel Bewegung in den internationalen Wasserstoffmarkt gekommen ist. Im Anschluss an die Präsentation kommentierte MdEP Jens Geier (SPD) die Ergebnisse politisch aus der Sicht eines Europaabgeordneten, der das Thema Wasserstoff als Berichterstatter im Europäischen Parlament begleitet. Herr Geier betonte die Notwendigkeit eines integrierten Marktes für Wasserstoff in Europa. Weitere Regulierungen seien notwendig, um Investitionen zu ermöglichen.

Die Studie wurde von Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH im Auftrag des Weltenergierat – Deutschland mit der Unterstützung von 21 Mitgliedsunternehmen und Partnern erstellt. Für Fragen steht Ihnen die Geschäftsstelle jederzeit gern zur Verfügung.