
Energie in Deutschland: Rahmenbedingungen für ein tragfähiges Gasverteilnetz in einem klimafreundlichen Energiesystem
– Mit der im Oktober 2024 erfolgten Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes beginnt eine neue Etappe für den Aufbau einer Wasserstoffversorgung in Deutschland.
– Während für die Fernnetzbetreiber bereits klare und tragfähige Rahmenbedingungen geschaffen wurden, fehlt bislang eine angemessene Berücksichtigung der Verteilnetze.
– Da die meisten Gaskunden nicht direkt über das Wasserstoff-Kernnetz versorgt werden können, wird dem Gasverteilnetz voraussichtlich auch künftig eine bedeutende Rolle zukommen. Um eine sichere, wirtschaftliche und effiziente Infrastruktur zu gewährleisten, wäre es vorteilhaft, zeitnah geeignete Rahmenbedingungen zu definieren und zu implementieren.
Wasserstoff (H2) wird als Schlüssel für die zukünftige Energiewende gesehen, insbesondere für die saisonale Speicherung, Hochtemperaturanwendungen und die industrielle Nutzung. Der Markthochlauf in Deutschland verläuft jedoch langsam, da Unsicherheiten bei Nachfrage, Preis und Verfügbarkeit ein Henne-Ei-Problem erzeugen: Infrastrukturbetreiber zögern, Netze auszubauen, solange die Nachfrage unklar ist, und potenzielle Verbraucher scheuen den Umstieg auf Wasserstoff.
Besonders die Verteilung an Endkunden ist eine zentrale Herausforderung. Das H2-Kernnetz wird zwar aufgebaut, die nachgelagerte Transport-, Speicher- und Verteilinfrastruktur bleibt jedoch weitgehend ungeklärt. Bestehende Gasnetze könnten an den zukünftigen Wasserstoffbedarf angepasst werden, insbesondere für Industrie und Gewerbe, während Netze für private Heizkunden möglicherweise stillgelegt werden. Rund 80 % des heutigen Gasverbrauchs werden über Verteilnetzbetreiber an Endkunden geliefert – eine Struktur, die auch für Wasserstoff weitgehend bestehen bleiben dürfte.
Die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) hat den rechtlichen Rahmen für das H2-Kernnetz geschaffen, einschließlich Hochlaufentgelt, Amortisationskonto und Regelungen zu Netzkosten und Eigenkapitalverzinsung. Für die Verteilnetze fehlt bislang ein klarer Rechtsrahmen, obwohl dieser entscheidend für die Versorgung der Endkunden ist.
Die Planung der H2-Verteilnetze erfolgt sowohl top-down über sektorübergreifende Netzentwicklungspläne als auch bottom-up durch Erdgasverteilnetzbetreiber. Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten liefern diese Planungen nur grobe Anhaltspunkte für den Ausbau. Umsetzungspläne wie die FAUNA-H2-Fahrpläne sollen verbindliche Umstellungsjahre und Maßnahmen vorgeben, sind jedoch in der Praxis aufgrund technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Risiken schwer realisierbar.
Frühzeitige Investitionsentscheidungen, die Prüfung der H2-Tauglichkeit bestehender Netze und die Integration in kommunale und industrielle Dekarbonisierungspläne sind entscheidend, um den Hochlauf von Wasserstoff erfolgreich zu gestalten und die Netzentgelte langfristig tragbar zu halten.
