Energie in der Europäischen Union: Zahlen und Fakten

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2023 stagnierte vor dem Hintergrund des steigenden Zinsniveaus und der gleichzeitigen Rücknahme einiger fiskalpolitischer Unterstützungsmaßnahmen der EU-Regierungen. Dadurch bewegten sich Konsum und Investitionen kaum und blieben hinter den Erwartungen zurück. Hohe Krankheitsstände in der Gruppe der Erwerbstätigen und auch der Abbau von Lagerbeständen belasteten das Wirtschaftswachstum zusätzlich.

Stromverbrauch sinkt

Der Gesamtstromverbrauch der EU lag im Jahr 2023 bei 2.697 Terawattstunden (TWh) und damit 3,4 % (–94 TWh) unter dem Vorjahresverbrauch (2.790 TWh). Damit sank die Stromnachfrage zum zweiten Jahr in Folge auf den nun niedrigsten Stand seit 2001 (2.696 TWh). Der Rückgang des Stromverbrauchs ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Laut einer Auswertung des Think Tanks Ember zu den Ursachen des Nachfragerückgangs in den letzten zwei Jahren lässt sich mehr als ein Drittel (38 %) durch eine nachlassende Produktion in energieintensiven Industriesektoren, wie der Stahl-, Chemie-, und Papierindustrie, erklären. Der Einbruch der energieintensiven Industrieproduktion ist eine Reaktion auf den starken Anstieg von Gas- und Strompreisen, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Milderes Wetter trug ebenfalls signifikant zum Rückgang des Stromverbrauchs bei. Weitere Faktoren für den Nachfragerückgang sind Energieeinsparungen in anderen Sektoren.

Konventionelle Energieträger in der Stromerzeugung stark rückläufig

Die Gesamtstromproduktion in der EU im Jahr 2023 belief sich auf 2.696 TWh. Zuzüglich wurde netto eine Terawattstunde Strom aus Drittstaaten in die EU eingeführt. Die Energiequelle mit dem größten Beitrag zur Stromversorgung war die Kernenergie mit 23 % der Gesamterzeugung, gefolgt von Windenergie (17,6 %), Erdgas (16,8 %), Kohle (12,4 %), Wasserkraft (11,8 %), Solarenergie (9,1 %) und Biomasse (5,7 %).

2023 wurde erstmals mehr als ein Viertel (27 %) des Stroms in der Europäischen Union (EU) aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt. Kombiniert mit einer Erholung der Wasserkraft, stieg der Zuwachs an Wind- und Solarstrom den Anteil des erneuerbaren Stroms am EU-Strommix auf ein Rekordhoch von 44 %.

Im Gegensatz zu den Erneuerbaren war die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern 2023 in der EU stark rückläufig. Kernkraft, Kohle- und Gasverstromung sowie sonstige fossile Erzeugungstechnologien produzierten zusammengenommen 1.498 TWh Strom (55,6 % der Gesamterzeugung). Das entsprach einer Reduktion von 200 TWh (–12 %) im Vergleich zum Jahr 2022.  Bedingt durch den Nachfrageeinbruch im Stromsektor ging der Verbrauch von Stein- und Braunkohle in der EU im Vergleich zu 2022 um fast ein Viertel zurück.

Entwicklung der CO2-Emissionen

Laut Analysen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) gingen die CO2-Emissionen der EU im Jahr 2023 insgesamt um 8 % zurück. Dies ist der zweitstärkste Rückgang seit dem historischen Emissionsrückgang im Jahr 2020, der stark von der COVID-19-Pandemie beeinflusst wurde. Die CO2-Emissionen der EU aus Kohle haben sich seit 2015 halbiert und sind im Vergleich zum Vorjahr um 25 % gesunken. Die gasbedingten Emissionen gingen im Vergleich zum Vorjahr um 11 % und die ölbedingten Emissionen um 2 % zurück. Mehr als die Hälfte des Gesamtrückgangs (56 %) geht auf die Dekarbonisierung im Stromsektor zurück. Die deutliche Emissionsminderung steht im Zusammenhang mit den Rückgängen bei der emissionsintensiven Stromerzeugung aus Kohle und Erdgas. Die CO2-Emissionen des EU-Stromsektors fielen im Vorjahresvergleich um 19 % und damit so stark wie nie zuvor.

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