Energie in der Welt: Preise für industriellen Energieverbrauch im internationalen Vergleich
– Die Energiepreise sind in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine massiv gestiegen.
– Energiepreise sind ein zentraler Standortfaktor für energieintensive Produktionen.
– Der Standort Deutschland ist durch seinen hohen Industrieanteil stark betroffen, vor allem bei Produktionen, die dem globalen Wettbewerb unterliegen.
Status der Industriepreise für Energie in OECD-Staaten
Die Energiepreise für die Industrie bewegen sich aufgrund der unterschiedlichen Abnahmemengen und -strukturen auf einem niedrigeren Niveau als die Preise für private Haushalte. Innerhalb der Industrie gibt es wiederum ein breites Preisspektrum zwischen ca. 80 €/Megawattstunde (MWh) für maximal entlastete Unternehmen, wie z.B. in der Aluminiumproduktion und ca. 190 €/MWh für Unternehmen mit geringer Strompreisentlastung wie bspw. im Fahrzeugbau.
Preisnachteile der Industrie in Deutschland, die gegenüber China und den USA, aber auch im Vergleich zu Kanada und Australien sowie zu anderen europäischen Staaten, wie vor allem Norwegen bestehen, werden durch die regelmäßigen Veröffentlichungen der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) bestätigt. So weist die IEA für die Industrie für das zweite Quartal 2023 Strompreise aus, die in Deutschland in etwa doppelt so hoch sind wie in Norwegen und in den USA, aber selbst im Vergleich zu Japan und Korea deutlich höher sind. Dies ist insofern besonders aussagekräftig, als dass diese Länder mit 20,5 % bzw. 25,6 % einen ähnlich hohen Anteil der industriellen Wertschöpfung am BIP haben wie Deutschland mit 18,4 % in 2022. Besondere Relevanz haben die Strompreise für energieintensive Unternehmen, die mit ihren Produktionen der internationalen Konkurrenz unterliegen.
Entwicklung der Energiepreise für die Industrie
Für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie ist nicht so sehr die absolute Höhe der Energiepreise von Bedeutung. Vielmehr entscheiden die bestehenden und sich verändernden Preisrelationen über die Attraktivität von Standorten, vor allem für die energieintensive Industrie.
Lagen die Strompreise in Deutschland in den Jahren 2019 bis 2021 in etwa doppelt so hoch wie in den USA und Kanada, beträgt die Relation USA und Kanada zu Deutschland (aber auch zu anderen europäischen Staaten) inzwischen 3:1. Auch im Vergleich zum Durchschnitt der Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Cooperation and Development, OECD) zeigt sich, dass der Preisnachteil europäischer Staaten gegenüber Nordamerika sich seit 2021 signifikant vergrößert hat.
Für die Gaspreise zeigen sich ähnliche Verhältnisse wie bei den Strompreisen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 hatten sich die Erdgaspreise der Industrie in Europa, aber auch in Japan, in etwa verdreifacht. Demgegenüber ist in den USA und Kanada, bezogen auf ein dort deutlich niedrigeres Ausgangsniveau, lediglich eine Verdoppelung verzeichnet worden.