Energie in der Europäischen Union: Zahlen und Fakten

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die COVID-19-Pandemie hat die wirtschaftliche Entwicklung der Europäischen Union im Jahr 2020 erheblich beeinträchtigt. Die nationalen Lockdowns und die damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen bedingten einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) (preis-, saison- und kalenderbereinigt) der EU27 um 6,4 %. Den stärksten Rückgang des BIP verzeichneten Spanien (über -10 %), Italien ( -8,9 %) und Frankreich (-8,2 %).

Stärkster Einbruch des Energieverbrauchs seit 1945

2020 kam es zu dem stärksten Rückgang des Primärenergieverbrauchs seit 1945. So lag dieser in der EU27 ca. 7,5 % unterhalb des Vorjahresverbrauchs. Dabei handelt es sich jedoch im Wesentlichen um einen COVID-bedingten Einmaleffekt. Neben der Pandemie hatten zudem die hohen Außentemperaturen, die deutlich über den langjährigen Mittelwerten lagen, einen Einfluss auf diese Dynamik.

Rückgang der Stromnachfrage

Die Stromnachfrage in der EU27 fiel mit etwa 4 % weniger deutlich als das BIP. Ausschlaggebend für den Rückgang war die gesunkene Nachfrage zu Beginn der Pandemie, als die meisten europäischen Länder aufgrund hoher Infektionszahlen nationale Lockdowns beschlossen. Im April 2020 lag die Stromnachfrage EU-weit um 13 % unter dem Wert des Vorjahres. Ab Mai stieg sie sukzessive an und erreichte zu Beginn des vierten Quartals wieder das Vorkrisenniveau.

Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung steigt

Der Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien am Strommix setzte sich auch im Jahr 2020 weiterhin fort. Die Bruttostromerzeugung aus Erneuerbaren erhöhte sich um 51 TWh im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Anteil von ca. 38 % (2019: 34,6 %) besaßen sie erstmals in der Geschichte der EU einen höheren Anteil am Strommix als fossile Energieträger (37 %). Die Windkraft wurde nach der Kernenergie zur wichtigsten Energiequelle in der Stromerzeugung der EU.

Der Anteil konventioneller Energieträger war auch im Jahr 2020 rückläufig. Von allen Energieträgern war die Kohle am stärksten von dem Rückgang betroffen (ca. -20 %). Ihr Anteil an der Bruttostromerzeugung der EU27 betrug nur noch 13 %. Die Kohleverstromung hat sich zwischen 2015 und 2020 nahezu halbiert (-48 %). Auch bei der Kernkraft war im vergangenen Jahr EU-weit ein Rückgang von 10 % verzeichnen, u. a. durch die Abschaltung von Kernkraftwerken in Schweden und Deutschland. Dennoch besaß die Kernenergie mit insgesamt 684 TWH nach wie vor den größten Teil an der Bruttostromerzeugung der EU. Der Einsatz von Erdgas verminderte sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 4 %.

Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen nahm um 18 TWh (+15 %) zu. Den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbuchte im Jahr 2020 die Windkraft mit einer zusätzlichen Erzeugung von 33 TWh (+9 %). Windenergieanlagen produzierten im Jahr 2020 mehr Strom als Braun- und Steinkohlekraftwerke zusammen.

Entwicklung der CO2-Intensität

Aufgrund der Reduktion der Kohleverstromung sank die spezifische CO2-Intensität 2020 im Stromsektor der EU27 um mehr als 10 % auf 226 g CO2 je kWh. Dies entspricht einer Reduktion um 29 % im Zeitraum der vergangenen fünf Jahre (2015: 317g CO2/kWh). Insgesamt betrug der Rückgang der CO2-Emissionen in der EU etwa 10 %.

Ausblick

Im Jahr 2020 wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht: Erstmals trugen erneuerbare Energien mehr zur Stromerzeugung bei als fossile Energieträger. Falls der Erneuerbaren-Ausbau nicht zügig voranschreitet, könnte diese Marke schon im Jahr 2021 wieder unterschritten werden. Gerade im Hinblick auf das erhöhte Klimaziel der EU – 55%-ige Reduktion der   Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 – werden verstärkte Ambitionen beim EE-Ausbau notwendig sein. Mit 51 zusätzlichen TWh im Jahr 2020 lag der Ausbau an Wind und PV in der EU27 zwar über dem jährlichen Durchschnitt der letzten Dekade in Höhe von 38 TWh. Um das Klimaziel 2030 zu erreichen, sind jedoch entsprechend der Klimaszenarien der EU-Kommission jährliche Zuwächse von ungefähr 100 TWh erforderlich. Geht man von den aktuellen nationalen Klimaplänen aus, so werden sich die Zubaumengen jedoch voraussichtlich nur auf durchschnittlich 72 TWh pro Jahr belaufen. Im Jahr 2021 wird es auf europäischer Ebene darum gehen, die bereits bewilligten Mittel des Green Deal und des Recovery Fund zielgerichtet und effizient im Sinne des Klimaschutzes zu gestalten.

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